30 Nisan 2011 Cumartesi

26 Nisan 2011 Salı

ŞENER ÖZMEN@STUTTGARTER ZEITUNG

Die Verhältnisse zum Tanzen bringen
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 23.04.2011

Ausstellung Das Stuttgarter Künstlerhaus zeigt Werke von Nevin Aladag und Sener Özmen. Von Dietrich Heißenbüttel
Stürzt sich da einer zum Fenster raus? Nein, es ist nur ein Anzug, der kopfüber aus der vierten Etage des Stuttgarter Künstlerhauses hängt, das jetzt eine Ausstellung mit Werken zweier türkischer Künstler zeigt.

Oben im Künstlerhaus angekommen, blickt der Betrachter dann zunächst in einen Rückspiegel: "Can we live together like a melody" steht darauf geschrieben - eine Liedzeile. Musik, öffentlicher Raum und die sozialen Beziehungen: in diesem Kräftefeld bringt Nevin Aladag die Verhältnisse durcheinander. Sie lässt Spielzeug-Straßenkreuzer tanzen, hängt eine ramponierte Discokugel über eine Gitarre oder fotografiert ein Schlagzeug im Schneeregen. Für das Video "Hochparterre" hat sie Bewohner der Naunynstraße in Kreuzberg befragt. Deren Antworten mimt aber immer ein- und dieselbe Schauspielerin, auch wenn die Stimme in Realität einem schnoddrigen Berliner Bass gehört. In "City Language" lässt die in Stuttgart aufgewachsene Künstlerin die Stadt Istanbul selbst auf Instrumenten spielen: Tauben picken auf einer Baglama herum, ein Tamburin fährt Wasserski, Klanghölzer poltern eine Treppe hinunter, eine Flöte, aus dem Autofenster gehalten, macht von allein Musik.

Die Zurna taucht auch bei Sener Özmen, dem zweiten Künstler der Schau, wieder auf: In einem von vier Videos mit enigmatischen Schlüsselszenen aus dem Leben des kurdischen Künstlers, die er mit Cengiz Tekin gedreht hat, laufen zwei Musiker über ein Feld. In einem anderen tritt ein älterer Mann auf eine Terrasse in Diyarbakir und applaudiert - im Ernst oder voll Ironie? - der Stadt. Einen zuweilen grimmigen Humor beweist Özmen durchaus, wenn er sich selbst als Supermuslim darstellt, der sein rotes Mäntelchen als Gebetsteppich auslegt. Oder wenn er vier Männer beim Fahnenappell zeigt, die vor lauter Hochstarren eine Halsstütze tragen müssen. Aber er übt auch bittere Kritik in einer Arbeit im Zentrum des Saals, der man sich schon akustisch nicht entziehen kann: Zwei Mädchen singen eine kurdische Volksweise, gestört von der türkischen Nationalhymne. Zusehends verunstalten blaue Flecken und blutige Nasen die Kindergesichter.

Özmen lebt in der überwiegend kurdischen Stadt Diyarbakir, er weiß, wovon er spricht. Als Künstler hat er es dort doppelt schwer. Özmen ist auch Autor - einige Exemplare seiner Bücher liegen in einer Vitrine bereit, darunter ein interessantes Ausmalbuch. Ein anderes Werk hat das Künstlerhaus anlässlich seiner ersten Einzelausstellung in Deutschland neu aufgelegt. Es handelt von einem gewissen Abdülbaki, der die britische Skandalkünstlerin Tracey Emin entführen will. Özmen schreibt auch auf Kurdisch und übersetzt hin und her - in der Türkei ein Politikum, für den Künstler ein Weg, sich mit seiner Umgebung auseinanderzusetzen. Einen hochfliegenden Entwicklungsplan für Südostanatolien ironisiert er mit einem Spruch des Philosophen Heraklit, der gesagt hat: "Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen" - und auf Özmens Foto steht ein Mann in den Fluten des Tigris, dahinter am Ufer ein Römer.

Auch für Nevin Aladag wäre die Zuschreibung als "türkische Künstlerin" viel zu einfach, wie die Künstlerin selbst deutlich macht, indem sie Orientteppich-Muster zu einem Baseballfeld zusammensetzt.

Bis zum 29. Mai im Stuttgarter Künstlerhaus

in der Reuchlinstraße. Geöffnet Mittwoch bis Sonntag von 15 bis 19 Uhr.

BİR ŞENER ÖZMEN KİTABI/A ŞENER ÖZMEN BOOK


A ŞENER ÖZMEN BOOK / BİR ŞENER ÖZMEN KİTABI
Art-ist
Contemporary Art Series-12, Artist Book-4
Güncel Sanat Dizisi-12, Sanatçı Kitabı-4
Editor–in-chief / Genel Yayın Yönetmeni
Halil Altındere
Series Editor / Dizi Editörü
Süreyyya Evren
Writers / Yazarlar
Evrim Altuğ, Ali Akay, Süreyyya Evren, Barbara Heinrich, İz Öztat, Azra Tüzünoğlu
Design / Tasarim
Future Anecdotes Istanbul
Coordination / Koordinasyon
İz Öztat
Translation / Çeviri
Yiğit adam, Ogün Duman, Emre Eren
Proofreading / Redaksiyon
Yiğit Adam (Eng-Tr)
Suppotter / Destekleyen
Foundation for Arts Initiatives, NY

23 Nisan 2011 Cumartesi

Şener Özmen Book Launch@ Cezayir

Ateşin Düştüğü Yer@Milliyet Sanat (Evrim Altuğ)

Hangi Cennet, Hangi Cehennem@Milliyet Sanat

ŞENER ÖZMEN SOLO SHOW@KUNSTLERHAUS STUTTGART



ARTISTIC DIALOGUES I: Şener Özmen and Nevin Aladağ
Exhibition
April 21, 2011 - May 29, 2011
ARTISTIC DIALOGUES I
Şener Özmen: The Story of Şener Özmen
Nevin Aladağ: Back to First Position
“The Story of Şener Özmen“ is the first solo show in the twenty one year artistic career of Kurdish artist Şener Özmen. This will be presented alongside the first monographic exhibition from Nevin Aladağ in her hometown Stuttgart, “Back to First Position“, bridging different cultural climates and challenging current political representations.
Both solo shows opening on Wednesday, April 20, 7pm, are presented within the framework of ARTISTIC DIALOGUES, a series of solo exhibition projects at Künstlerhaus Stuttgart that bring interrelated contexts, parallel discussions, and juxtaposed ideas together through diverse artistic practices.
Diyarbakır-based Kurdish artist and writer Şener Özmen’s work is shaped within the geopolitical reality of South Anatolia, where he lives and works – not only as an open critique of state violence and militarist regime, but also as loose diary of resistance and imagination.
Özmen’s video, literary and photography works deal with the problematic nature of taking critical positions against centralizations of power at the periphery. In relation to the city context of Stuttgart, the exhibition aims to develop a retrospective look at his work and regenerate some of his previous pieces. For instance, “The Story of Tracey Emin”, his artist book from 2000, is reissued in collaboration with Stuttgart based artist-book publication collective, Edition Taube.
As a cultural observer with an artistic eye, Berlin based artist Nevin Aladağ investigates human settings and develops non-narrative stories, conceptual interactions and performative interventions. She is interested in the conditions of communal living, sharing spaces, musical elements and rituals that connect people.
Aladağ grew up in Stuttgart until her early twenties before attending the Munich Art Academy. Aladağ’s first major solo project in her home town brings together a compilation of ideas, which return to Stuttgart, where they were first created or have their roots promising its title.
Both solo projects from Şener Özmen and Nevin Aladağ share conceptual grounds by challenging the ways of looking at culture and identity. Both practices focus on the individual positions pointing at the social realities behind territories, categorizations and partiality.
Through their practices brought together in a parallel show, stories from Kurds in Turkey or Turks in Germany, music from Istanbul and Diyarbakir’s landscape as well as two different styles of humor and irony will crash into each other.
Halil Altındere ile Söyleşi / Interview with Halil Altındere
Nazlı GÜRLEK

BURAK DELİER@CUMHURİYET( DENİZ ULKUTEKIN)